Verkehrsforscher fordern E-Scooter-Führerschein

15.10.2025 - 4 min Lesezeit

Trotz deutlichem Anstieg der E-Scooter-Unfälle 2024 (11.944 Fälle, +26,7 Prozent) stuft eine aktuelle Studie die Fahrzeuge nicht als gefährlicher als Fahrräder ein. Forscher empfehlen größere Räder und einen eigenen Führerschein, während sie eine Helmpflicht derzeit als entbehrlich ansehen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Anstieg der Unfälle: E-Scooter-Unfälle nehmen zu, bleiben laut einer aktuellen Studie aber nicht gefährlicher als Fahrradunfälle.
  • Unfall-Hauptursachen: Überwiegend Alleinunfälle wegen zu kleiner Räder, Hindernissen wie Bordsteinen oder Schlaglöchern.
  • Forderungen: Mindestens 10-Zoll-Räder und ein Scooter-Führerschein. Helmpflicht wird nicht empfohlen.
  • Ungelöste Probleme: Minderjährige ohne Versicherung, Fahrten unter Einfluss von Drogen, Mitnahme mehrerer Personen, unzulässiges Fahren und Parken auf Gehwegen.

    Verkehrsforscher fordern E-Scooter-Führerschein

    Andrey_Popov / shutterstock.com

Die meisten E-Scooter-Unfälle passieren allein

Die Zahlen zeigen: E-Scooter-Unfälle sind häufig Solo-Abenteuer. In acht von zehn Fällen verletzt sich nur der Fahrer, meistens leicht. Selbst schwere Unfälle oder seltene Todesfälle passieren meist ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer.

Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Unfallforschung der Björn-Steiger-Stiftung. Ausgewertet wurden dafür insbesondere Polizeiberichte zu E-Scooter-Unfällen, Daten der Notaufnahme des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) aus den Jahren 2019 bis 2024 sowie Unfallsimulationen der Technischen Universität Berlin.

Kleine Räder erhöhen das Unfallrisiko

Demnach trägt die typische Reifengröße vieler Scooter-Modelle wesentlich zum Unfallrisiko bei. Laut Siegfried Brockmann, dem Leiter der Unfallforschung bei der Björn-Steiger-Stiftung, müsse man daher größere Räder zur Pflicht machen. Er verweist auf die Ergebnisse der Studie, der zufolge fast die Hälfte aller schweren E-Scooter-Unfälle durch Bordsteine, Schlaglöcher oder unebene Wege passiert.

Brockmann empfiehlt daher, neue Scooter mit Rädern von mindestens zehn Zoll (25 cm Durchmesser) auszustatten, und fordert die Verleiher auf, dies bei Ersatzbeschaffungen sofort umzusetzen.

Helme schützen nur begrenzt

Einer Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer erteilen die Unfallforscher jedoch eine Absage. Zwar treten Kopfverletzungen bei Unfällen häufig auf, betreffen jedoch meist Gesichts- und Kieferbereich und damit Bereiche, die herkömmliche Fahrradhelme kaum schützen. Schwerwiegende Kopfverletzungen seien selten. Biomechanische Simulationen zeigten zudem, dass Helme nur begrenzt wirken.

Eine Pflicht würde vor allem die spontane Nutzung einschränken, ohne den Alltag der Leihscooter-Fahrer spürbar sicherer zu machen. Das freiwillige Tragen von Helmen werde dennoch weiterhin empfohlen.

Führerschein für E-Scooter gefordert

Die Forscher bemängeln zudem, dass E-Scooter die einzigen motorisierten Fahrzeuge im Straßenverkehr sind, für deren Nutzung keine Fahrerlaubnis erforderlich ist. Ihrer Ansicht nach sollte zumindest eine Moped- oder Mofa-Prüfbescheinigung vorgeschrieben werden. Polizeistatistiken zeigen, dass Scooter-Fahrer häufig durch die falsche Nutzung der Fahrbahn – etwa das Befahren von Einbahnstraßen in der falschen Richtung – in Unfälle verwickelt sind. Alkohol ist dabei ebenfalls ein häufiger Faktor.

Bei Abbiegeunfällen mit mehreren Beteiligten, so die Studie, könnten die gleichen Schutzmaßnahmen helfen wie bei Radfahrern: getrennte Ampelphasen, freie Sichtachsen und eine klarere Kennzeichnung der Fahrwege.

Fazit: Alltagsprobleme sprechen für strengere Regeln

Neben den Unfallzahlen und deren Interpretation gibt es auch Beobachtungen aus dem Alltag, die für eine strengere Regulierung der E-Scooter sprechen. In der Diskussion der Studienergebnisse weitgehend unberücksichtigt bleiben etwa Fahrten von Minderjährigen ohne Haftpflicht-Versicherungsschutz, Fahrten unter Drogeneinfluss, das Mitnehmen einer zweiten oder gar mehrerer Personen sowie das Fahren auf Gehwegen.

Vor allem aber stellen die überall herumliegenden Scooter ein erhebliches Problem dar. Sie blockieren Wege und Eingänge, gefährden andere Verkehrsteilnehmer und bergen insbesondere für blinde Menschen ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko.

Quellen: mdr.de, destatis.de

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