Warum Straßenwärter ein Risikojob ist
Mit einem Schilderwagen soll Autofahrern signalisiert werden, dass sie sich einer Gefahrenstelle nähern. Dann heißt es, runter vom Gaspedal, um Mitarbeiter der Autobahnmeisterei beim Räumen einer Unfallstelle oder der Straßenreinigung nicht zu gefährden. Nicht selten aber übersehen unkonzentrierte Verkehrsteilnehmer die Schilderwagen, wodurch es zu folgenschweren Unfällen kommt.

Bild: Thüringer Polizei / Autobahnpolizeiinspektion
Lastkraftwagen als Gefahrenherd
Warum passieren immer wieder Unfälle mit Schilderwagen?
Nicht alle Verkehrsteilnehmer fahren konzentriert und umsichtig. Insbesondere wenn Lkw-Fahrer die auf der Standspur geparkten Schilderwagen übersehen, kommt es zu schweren Unfällen.
Allein in Thüringen gab es dieses Jahr bereits drei Lkw-Unfälle mit Schilderwagen. Dabei wurden auch drei Straßenwärter schwer verletzt. Johannes Gräsel, Chef der Autobahnmeisterei Hermsdorf, sieht vor allem in unachtsamen oder zu schnell fahrenden Lastwagenfahrern eine große Gefahr: „Wenn man selber privat fährt, sieht man ja, wie oft Lkw die halbe Standspur befahren, weil sie abgelenkt sind.“ Kommt es dann zu einem Unfall, wären die Folgen in der Regel deutlich gravierender, als wenn ein Pkw mit dem Schilderwagen kollidiert.
„Es gibt eben leider immer wieder den Befund, dass Assistenzsysteme abgeschaltet sind. Bremsassistenten zum Beispiel – obwohl sie in modernen Lkw eingebaut sind“, sagt Gräsel und verweist auf die daraus resultierende Unfallgefahr. Kritisch fügt er hinzu: „In den Fahrerhäusern, da wird oft so viel gemacht – außer gefahren.“
Auch der Sachschaden ist enorm
Welche Folgen haben die Unfälle?
Neben schwerwiegenden Personenschäden führen die Zusammenstöße mit Schilderwagen auch zu jährlichen Sachschäden in Höhe von mehreren 100.000 Euro.
„Wir versuchen alles, um unsere Kollegen zu sichern“, so der Leiter der Erfurter Niederlassung der Autobahn GmbH sagt, Danko Knothe. Doch leider würden die stets gut sichtbaren Tempolimits rund um die Gefahrenstellen von vielen Fahrern lediglich als Empfehlung betrachtet.
Die Autobahn GmbH hat in ihrer Statistik elf Totalschäden von Schilderwagen zwischen 2021 und 2024 erfasst. Neben der Gefahr für Leib und Leben belaufen sich auch die Schäden auf bis zu 100.000 Euro pro Fahrzeug.
Beleidigungen anstelle von Respekt
Mit welchen Schwierigkeiten haben die Straßenwärter außerdem zu kämpfen?
Neben dem risikoreichen Job sind die Mitarbeiter der Autobahn GmbH zunehmend den Anfeindungen der Autofahrer ausgesetzt.
Darüber hinaus macht Gräsel noch auf einen weiteren Missstand aufmerksam: „Am Montag war der Gefahrgut-Lkw-Unfall bei Erfurt. Für versicherungstechnische Abrechnungen habe ich da Fotos gemacht. Da wird man auch belöffelt: ‚Was macht ihr hier, muss das sein?‘ Kollegen wurden auch schon mit Äpfeln oder Coladosen beworfen.“
Sobald die Polizei an einer Unfallstelle nicht mehr vor Ort sei, würden die Verkehrsteilnehmer Absperrungen durchfahren und seine Mitarbeiter mit Worten und Gesten beleidigen. Für Gräsel völlig unverständlich, würden sie doch den Verkehr am Laufen halten: „Was machst du denn, wenn hier kein Wasser mehr abläuft?
Quelle: mdr.de