Nacht-Blitzer in Fulda sorgt für Shitstorm: Abzocke oder Lärmschutz?

03.11.2025 - 4 min Lesezeit
das Wichtigste zuerst
  • Der Auslöser: Nächtliche Tempokontrollen in der Krohnhofstraße in Fulda haben für kontroverse Diskussionen und den Vorwurf der Abzocke gesorgt.
  • Offizielle Begründung: Die Kontrollen dienten ausdrücklich dem Lärmschutz der Anwohner in den Abend- und Nachtstunden, nicht dem Schulbetrieb.
  • Hintergrund: Die Messungen erfolgten aufgrund von Anwohnerbeschwerden über die Nichteinhaltung des dort geltenden 30 km/h-Limits.
  • Bilanz: Von 509 gemessenen Fahrzeugen fuhren 73 zu schnell. Das höchste gemessene Tempo lag bei 59 km/h.
  • Social Media: Viele User empfinden die Kontrollen als Abzocke.
Nacht-Blitzer in Fulda sorgt für Shitstorm: Abzocke oder Lärmschutz?

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Was in Fulda passiert ist

Spontane Tempokontrollen in der Fuldaer Krohnhofstraße in der Nacht zum 3. November haben hitzige Diskussionen in den sozialen Medien sowie bei der Lokalredaktion der Osthessen-News entfacht. Der offiziellen Erklärung nach wollte die Polizei die Einhaltung des dort geltenden Tempolimits von 30 km/h überwachen.

Dass dies aber ausgerechnet zwischen 19 und 2 Uhr geschehen musste, ist für viele Autofahrer ein großes Ärgernis. So stellt ein Autofahrer in einem Leserbrief an die Redaktion der Osthessen-News die Sinnfrage: „Warum wird zu dieser Uhrzeit da geblitzt?“, während ein anderer ironisch fragt: „Seit wann findet Nacht-Unterricht statt?“

Die Sicht von Stadt und Polizei

Johannes Heller, Pressesprecher der Stadt Fulda, bekräftigt, dass die mobile Geschwindigkeitskontrolle in der Krohnhofstraße unabhängig von der nahegelegenen Schule sei. Die Maßnahme finde nur in den Abend- und Nachtstunden statt und betreffe den Schulbetrieb in der Tat nicht, so der Magistratssprecher.

Der Grund für die spontanen Kontrollen sei vielmehr in Anwohnerbeschwerden über zu lauten Verkehr zu suchen, der vor allem in den Abend- und Nachtstunden auftritt. Obwohl die Krohnhofstraße bereits 2023 zur Reduzierung des Lärms zur Tempo-30-Zone erklärt wurde, erfolgen weiterhin mobile Geschwindigkeitsmessungen.

Dies begründet die Stadtpolizei damit, dass „Beschwerden dahingehend vorliegen, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h insbesondere in den Abend- und Nachtstunden nicht eingehalten wird.“

Die Bilanz des Nacht-Blitzers

In der besagten Nacht wurden 509 Fahrzeuge gemessen. Davon fuhren 73 zu schnell, was einer Quote von 14,3 Prozent entspricht. Das schnellste Auto war 29 km/h zu schnell, da es mit 59 km/h unterwegs war. Damit gehen in der Regel auch Punkte in Flensburg einher. Gegen sämtliche betroffene Fahrerinnen und Fahrer leitete die Stadtpolizei Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Stadt begründet nächtliche Kontrollen mit Lärmschutz

Die Entscheidung, ob und wann mobile Blitzer zum Einsatz kämen, sei von der Verkehrslage sowie den Beschwerden der Bürger abhängig. Hierbei gehe es den Verantwortlichen ausdrücklich um den Schutz der Anwohner vor nächtlichem Verkehrslärm.

„Wenn, wie in diesem Fall, die Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h aus Gründen des Schutzes der Bewohner vor dem Verkehrslärm angeordnet worden ist, dann entwickelt sich in der Folge bei festzustellenden Geschwindigkeitsüberschreitungen auch das Bedürfnis, dass die Bewohner die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auch in den Nachtstunden kontrolliert haben möchten“, so Heller.

Der Blitzer-Shitstorm

Die nächtliche Blitzer-Aktion führte in den sozialen Medien schnell zu einer hitzigen Debatte, wobei der Vorwurf der reinen Abzocke dominierte. Nutzer äußerten ihr Unverständnis über den Kontrollzeitpunkt. Top-Fan Tom Dussa etwa bezeichnete die Aktion als „lächerlich“ und „reine Abzocke“ und forderte die Verantwortlichen auf, sich zu schämen.

Auch der User Bernd Moser kritisierte den unverhältnismäßigen Aufwand und die mangelnde Notwendigkeit einer derartigen Kontrolle. Er empfand es als „Lumberei“, dass wegen nur 14 Prozent zu schneller Fahrer ein derartiger Aufwand betrieben werde, während an anderen, gefährlicheren Stellen im Stadtgebiet nicht kontrolliert werde.

Ist nächtliches Blitzen in Kurven oder bei Regen zulässig?

Ja. Blitzen bei Regen, Glatteis, Schnee und Nebel sowie Aufnahmen bei Nacht ist absolut rechtens. Unter schwierigen Bedingungen steigen aber die Anforderungen an Aufbau und Dokumentation. Fehler sind möglich und sollten geprüft werden.

Darf ohne sichtbaren Blitz geblitzt werden?

Ja. Infrarot- und Schwarzlichtsysteme arbeiten unsichtbar und sind rechtlich zulässig. Das fehlende Blitzlicht macht die Messung nicht unwirksam.

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