das Wichtigste zuerst
- Erfolgsmeldung: Im laufenden Jahr liegt der Anteil der E-Autos an den Kfz-Neuzulassungen bei 18,4 Prozent und damit höher als in den beiden Jahren zuvor.
- Verzerrung: Die hohen Zulassungszahlen sind jedoch irreführend, da Hersteller und Händler einen hohen Anteil der Fahrzeuge als Eigenzulassung auf sich selbst registrieren.
- Warnung: ZDK-Präsident Peckruhn warnt, dass das E-Auto-Wachstum „stark überzeichnet“ ist, da es nicht auf echter Kundennachfrage beruht.
- Preisverfall bei Gebrauchten: Die Tricks drücken das Preisniveau von Gebrauchtwagen. Der Restwert dreijähriger E-Autos ist deutlich gefallen.
- Folge für Kunden: Niedrige Restwerte und zunehmender Preisdruck führen zu steigenden Rabatten, aber paradoxerweise auch zu höheren Leasingraten für Neuwagenkunden.
- Ursachenforschung: Die schwache Nachfrage liegt laut ZDK-Präsident Peckruhn nicht am Kaufpreis, sondern an den hohen Ladekosten und der unzureichenden Ladeinfrastruktur in Wohngebieten.

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Mehr Schein als Sein bei den Stromer-Zahlen
Die Zulassungszahlen für Elektroautos ziehen an – eigentlich eine Erfolgsmeldung. Das KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) meldet, dass von Januar bis Oktober 2025 insgesamt 434.627 rein batterieelektrische Pkw (BEV) neu in Deutschland zugelassen wurden. Dies entspricht einem Anteil von 18,4 Prozent an allen Kfz-Neuzulassungen in diesem Zeitraum.
Jedoch ist die tatsächliche Nachfrage wohl geringer, als es diese Statistik vermuten lässt. Denn ein hoher Anteil der neu zugelassenen E-Autos wird über Eigenzulassungen der Hersteller und Händler in den Markt gedrückt, um sie später mit hohen Abschlägen zu verkaufen.
Darum nutzen Hersteller Eigenzulassungen
Händler und Hersteller nutzen Eigenzulassungen in erster Linie, um ihre Absatzziele trotz mangelnder Kundennachfrage zu erreichen. Die Fahrzeuge gelangen anschließend schnell als junge Gebrauchte oder Kurzzulassungen mit spürbaren Rabatten auf den Markt. Während sich viele Kunden darüber freuen, stellt es die Branche vor Probleme, da diese Menge an Autos das Preisniveau im Segment der Gebrauchtwagen stark unter Druck setzt.
ZDK-Präsident: E-Auto-Zahlen „stark überzeichnet“
Thomas Peckruhn, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), betrachtet die Zunahme der Eigenzulassungen als deutliches Warnsignal. Seiner Meinung nach schöpft der Markt derzeit nicht aus einer echten Kundennachfrage, sondern wird „vor allem durch künstliche Impulse der Hersteller und Händler getragen“.
Wenn ein Viertel der Neuzulassungen auf eigene Rechnung erfolge, zeige das, „wie verhalten sich die Privat- und Gewerbekunden tatsächlich – insbesondere bei Elektroautos“. Die Wachstumsraten der Elektromobilität seien daher „stark überzeichnet“.
Über 100.000 Eigenzulassungen im laufenden Jahr
Konkret wurden in diesem Jahr bislang 102.520 BEV-Eigenzulassungen registriert. Diese Zahl liegt deutlich über den 67.895 aus den ersten zehn Monaten 2024 und den 70.313, die das KBA für den Vergleichszeitraum 2023 nannte (als der Umweltbonus noch gewährt wurde). Es fällt auf, dass der Zuwachs der letzten zwei Jahre vorwiegend den Autoherstellern zuzuschreiben ist, da diese ihre Eigenzulassungen um das 2,5-fache gesteigert haben.
Gebrauchte werden durch Eigenzulassungen teurer
Der Einfluss dieser „Zulassungstricks“ auf die Gebrauchtwagenpreise ist deutlich spürbar. Tatsächlich geraten die Preise für Elektroautos aus zweiter Hand bereits seit Längerem unter Druck, wie Zahlen des Marktbeobachters DAT bestätigen. So erreichte der Restwert, also der Preis eines dreijährigen Autos im Vergleich zum Listenpreis, für Elektroautos im Oktober nur einen Durchschnittswert von 48,8 Prozent. Zwei Jahre zuvor waren es noch 58,1 Prozent.
Bei Verbrennern ist die Situation stabiler. Der Rückgang der Restwerte erfolgte deutlich langsamer und sie verharren mit 63 Prozent für Benziner und 61,3 Prozent für Diesel auf einem weitaus höheren Niveau. Auch die Zulassungszahlen von Verbrennerfahrzeugen werden von den Herstellern „positiv beeinflusst“. Mehr als 25 Prozent von ihnen werden auf Händler oder Hersteller neu zugelassen.
Die Folge: Leasingraten für Neuwagen werden teurer
Für Neuwagenkunden sind niedrige Restwerte in der Regel eine schlechte Nachricht, da sie sich ungünstig auf die Leasingraten auswirken. Zugleich geraten die Preise für neue Elektroautos zunehmend unter Druck. Dies bestätigt die Rabattanalyse des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer, die im Jahresverlauf deutlich steigende Rabattniveaus verzeichnet.
Bleibt das E-Auto ein Sorgenkind?
ZDK-Präsident Peckruhn ist der Meinung, dass die nur zögerlich anlaufende Elektromobilität nicht am Preis liegt. Er macht stattdessen andere Faktoren verantwortlich und betont:
„Hauptursache der schleppenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist nicht der hohe Anschaffungspreis, sondern die nach wie vor zu hohen Ladekosten sowie die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur in Wohngebieten.“ Er fügt hinzu, dass dies auch angesichts des stetig wachsenden Angebots an bezahlbaren kleinen und mittelgroßen BEVs gelte.
Stand & Quellen
Stand: 25.11.2025
Spiegel-Analyse zum Statistik-Effekt
KBA – Alternative Antriebe Q1 2025
Dataforce-Analyse zu Eigenzulassungen
ZDK-Warnung vor trügerischem Boom
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