Zustimmung für mehr Überwachung nur bei bestimmten Verstößen
„Autofahrer fordern schärfere Kontrollen“ – so lautet die gängige Interpretation einer aktuellen Forsa-Umfrage zum Thema Verkehrssicherheit. Demnach soll sich die Mehrheit der Befragten dafür aussprechen, dass im Straßenverkehr mehr überwacht und kontrolliert wird. Doch stimmt das wirklich? Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt: Die Mehrheit der Autofahrer ist nicht grundsätzlich für mehr Kontrolle, sondern befürwortet gezielt nur bestimmte Maßnahmen bei ausgewählten Verstößen.

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Mehr Kontrollen? Was die Zahlen wirklich sagen
Wollen Autofahrer laut der Forsa-Umfrage wirklich mehr Verkehrsüberwachung?
Nein, die Umfrage zeigt nur Zustimmung für die Ahndung bestimmter Verstöße, keine pauschale Forderung nach mehr Kontrolle.
Eine aktuelle Umfrage von Forsa im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) soll nahelegen, dass sich Autofahrer strengere Kontrollen im Straßenverkehr wünschen. „Mehr Kontrollen sind notwendig“, so der Appell von DVR-Präsident Manfred Wirsch mit Bezug auf die vermeintlichen Präferenzen der Autofahrer in Deutschland.
Doch lassen die Daten überhaupt den Schluss zu, dass sich motorisierte Verkehrsteilnehmer mehr Überwachung sowie mehr Polizeikontrollen wünschen? Laut dem DVR ist das jedenfalls das Ergebnis der Online-Umfrage, für die vom 14. bis zum 21. August 2025 insgesamt 1.000 Personen befragt wurden. Bei genauerer Betrachtung dieser nach eigenen Angaben repräsentativen Erhebung ergibt sich jedoch ein anderes Bild.
Abstands-, Tempo- und Rotlichtverstöße: Mehrheit will keine strengeren Kontrollen
Wollen Autofahrer strengere Kontrollen bei Abstand, Tempo und Rotlicht?
Nein, die Mehrheit hält hier die aktuellen Sanktionen für ausreichend.
Denn tatsächlich sprechen sich die befragten Online-Nutzer, nicht pauschal für eine intensivere und strengere Überwachung des Straßenverkehrs aus. So gibt mit jeweils 38, 37 und 46 Prozent jeweils eine Mehrheit der Teilnehmer an, dass sie keine Änderung der Sanktionen bei Abstandsverstößen, Tempokontrollen und Rotlichtverstößen für notwendig hält beziehungsweise diese unverändert bleiben sollen.
Neben dieser Antwortmöglichkeit konnten die Teilnehmer zu jedem einzelnen Verstoß auch angeben, ob die Kontrolle und Überwachung „stark erhöht“, „etwas erhöht“, „etwas reduziert“ oder „stark reduziert“ werden sollte.
Außer bei Handynutzung und Alkohol/Drogen
Bei welchen Verstößen wünschen Autofahrer stärkere Kontrollen?
Vor allem bei Handynutzug am Steuer und Alkohol- oder Drogenverstößen.
Lediglich bei zwei Verkehrsvergehen wollen die im Netz befragten Fahrzeugführer tatsächlich eine Erhöhung des Kontrolldrucks: 49 Prozent der Teilnehmenden wünschen eine stark erhöhte Überwachung der Handynutzung am Steuer, und 42 Prozent befürworten ebenfalls stark intensivierte Kontrollen zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit sowie zur Ahndung von Alkohol- und Drogenverstößen.
Stimmungsbild statt Pauschalaussage
Warum sind die Zahlen nicht eindeutig aussagekräftig?
Weil sie nur ein allgemeines Stimmungsbild aus einer kleinen Online-Stichprobe aufzeigt.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Autofahrer mit einer stärkeren Kontrolle bestimmter, gefährlicher Verstöße durchaus einverstanden sind. Was die Erhebung aber keineswegs zeigt, ist, dass die Befragten sich prinzipiell für eine Intensivierung der Verkehrsüberwachung in Deutschland aussprechen.
Zwar gaben bei der konkreten Frage „ob sie die derzeitigen Sanktionen als ausreichend betrachten“ 52 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass die Sanktionen verschärft werden sollen. Allerdings handelt es sich dabei lediglich um ein Stimmungsbild der zufällig im Netz Befragten.
Die 52 Prozent sind nicht gleichzusetzen mit einer generellen Mehrheit aller Autofahrer, sondern zeigen lediglich eine Stellungnahme innerhalb der befragten Online-Stichprobe. Die differenzierte Auswertung nach einzelnen Verstößen ist deutlich aussagekräftiger, um die tatsächliche Haltung der Autofahrer zu verstehen.
Was die Umfrage zeigt – und was nicht
Warum gibt die Forsa-Umfrage eher ein Stimmungsbild wieder?
Weil sie nur die Meinung der befragten Teilnehmer und nicht die aller Autofahrer widerspiegelt.
Zudem gibt es bei der Umfrage noch einige Unsicherheiten: Die Stichprobe ist relativ klein und besteht nur aus Online-Nutzern, die in den letzten zwölf Monaten Auto gefahren sind. Gelegenheitsfahrer oder Senioren ohne Internetzugang könnten unterrepräsentiert sein.
Auch die Art der Befragung und die Formulierung der Fragen können die Antworten beeinflussen. Deshalb sollten die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden. Sie zeigen die Meinung der Befragten, lassen sich aber nicht einfach auf alle Autofahrerinnen und Autofahrer übertragen.
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