Vision Zero: Null Verkehrstote als Ziel

das Wichtigste zuerst
  • Zielbild: Vision Zero strebt dauerhaft null Verkehrstote und Schwerverletzte an, indem Prävention zum Leitprinzip der Verkehrsplanung wird.
  • Fehlertoleranz: Straßen, Regeln und Fahrzeuge sollen Fehler abpuffern, damit Unachtsamkeiten nicht tödlich enden.
  • Umsetzung weltweit: Skandinavien ist Vorreiter, viele Städte in Europa und Nordamerika setzen Programme mit Tempo 30, sicheren Knoten und Querungen um.
  • Beispiel Helsinki: Über ein Jahr ohne registrierte Verkehrstote zeigt die Wirkung konsequenter Geschwindigkeitsreduktionen und sicherer Infrastruktur.
  • Deutschland: Vision Zero dient als Leitbild in Programmen und Organisationen und ist Teil des Verkehrssicherheitsprogramms 2021–2030.
Ein Autofahrer schaut aus dem Seitenfenster und signalisiert: alles okay.

© MDV Edwards / shutterstock.com

Was ist Vision Zero?

Vision Zero ist ein verkehrspolitischer Ansatz, der ein klares Ziel verfolgt: Die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten soll nicht nur verringert, sondern dauerhaft auf null reduziert werden. Im Jahr 2024 starben laut Statistischem Bundesamt 2.780 Menschen in Deutschland bei Verkehrsunfällen. Das entspricht zwei Prozent beziehungsweise 59 Todesopfern weniger als noch im Vorjahr.

Fehlertoleranter Straßenverkehr

Das Ziel besteht darin, ein Umfeld zu schaffen, das fehlertolerant ist und in dem kleine Unachtsamkeiten nicht zwangsläufig zu schweren Unfällen führen. Dazu gehören gut einsehbare Kreuzungen, Tempolimits, barrierefreie Infrastrukturen sowie intelligente Assistenzsysteme in Fahrzeugen. Hinter all diesen Maßnahmen steht die Überzeugung, dass die Verantwortung für Todesfälle oder schwere Verletzungen nicht allein bei den Einzelnen, sondern im System selbst liegt.

Weltweite Umsetzung

Das Verkehrskonzept wird nicht nur in einzelnen Ländern verfolgt. Weltweit setzen Regierungen, Organisationen und Unternehmen Maßnahmen um, die auf die Verwirklichung von Vision Zero oder ähnlichen Ansätzen abzielen und die Zahl schwerer Verkehrsunfälle verringern sollen.

LandVision Zero implementiertZiel: 0 VerkehrstoteUmsetzungBemerkungen
SchwedenJa (seit 1997)JaLandesweitUrsprungsland
NorwegenJaJaJaWenigste Verkehrstote Europas
FinnlandJaJaTeilweiseHelsinki: 0 Verkehrstote
DeutschlandTeilweiseTeilweiseTeilweiseTeil des Verkehrssicherheitsprogramms 2021–2030, Leitbild
NiederlandeJaJaTeilweiseSchwerpunkt: „Sustainable Road Safety“
FrankreichTeilweiseEinzelne StädteTeilweiseNationale Strategie: „Objectif Zéro Mort“
KanadaTeilweiseStädteJaStädte treiben Umsetzung voran
USANeinEinzelne StädteTeilweiseStädte wie New York, San Francisco führend
UKNeinEinzelne StädteLondonKeine nationale Strategie
ChinaNeinTendenzPilotprojekte„Smart City“ und Unfallvermeidung

Schweden als Vorreiter

Die Vision-Zero-Initiative wurde 1997 in Schweden ins Leben gerufen. Ausgehend von der Feststellung, dass menschliches Fehlverhalten im Straßenverkehr nie vollständig ausgeschlossen werden kann, formulierten schwedische Verkehrsplaner das Ziel, die Verkehrssicherheit systematisch zu verbessern und die Zahl der Todesfälle und schweren Verletzungen langfristig auf null zu reduzieren.

Das theoretische Fundament basiert auf einer Kombination aus verkehrstechnischer Planung, gesetzlichen Vorgaben und Sicherheitsforschung. Die Verkehrssicherheitsexperten und Ingenieure Claes Tingvall und Matts-Åke Belin gelten als Urheber des Konzepts und haben maßgeblich zu seiner internationalen Anerkennung beigetragen. Praktisch wurde es vor allem in Form von Mittelstreifen, Kreisverkehren, Radwegen und angepassten Geschwindigkeitsbegrenzungen umgesetzt.

Erfolgsmodell Helsinki

Ein konkretes Beispiel für die effektive Umsetzung von Vision Zero ist Helsinki. In der finnischen Hauptstadt wurde in den vergangenen Jahren ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ergriffen. Seit Juli 2024 gab es dort keine registrierten Verkehrstoten mehr.

Zu den Maßnahmen gehörten die Einführung von Tempo-30-Zonen auf großen Teilen des Straßennetzes, die Anpassung des Straßenlayouts, die Schaffung sicherer Fußgängerüberwege sowie Kreuzungen mit automatischer Verkehrsflusssteuerung.

Leitbild für Deutschland

In Deutschland haben diverse Organisationen das Konzept der Vision Zero übernommen und in ihre Leitlinien integriert, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. So betrachtet der ADAC die Vision Zero in seinem verkehrspolitischen Leitbild als Ideal. Dabei wird aber auch betont, dass es sich dabei nicht um den alleinigen Maßstab handelt, sondern mehr um ein langfristig zu erreichendes Ziel.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) verfolgt Vision Zero als Teil ihrer Präventionsstrategie. Seit 2008 ist das Ziel einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen Bestandteil ihrer Arbeit. Dabei wird betont, dass Leben nicht verhandelbar ist und Menschen Fehler machen können.

Auch die Prüforganisation DEKRA gibt Vision Zero als Zielvorstellung an, mit deren Hilfe die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten auf null reduziert werden soll. Das Unternehmen hat zudem eine interaktive Weltkarte entwickelt, die Städte zeigt, in denen seit 2009 mindestens ein Jahr lang keine Verkehrstoten im innerörtlichen Straßenverkehr verzeichnet wurden.

Stand: 16.10.2025
Quellen:

  1. BMV – Vision Zero: Innovationen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
  2. EU Urban Mobility Observatory
  3. Destatis
  4. UNECE / Claes Tingvall
  5. DVR – Über Vision Zero
  6. SWOV – Sustainable Safety vs. Vision Zero
  7. DGUV – Vision Zero
  8. DEKRA – Vision Zero Weltkarte
  9. ADAC – Verkehrspolitisches Leitbild

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