Rauchverbot im Auto: NRW und Niedersachsen mit neuem Vorstoß

19.09.2025 - 4 min Lesezeit

Gesundheitsschutz oder Eingriff in die Freiheit?

Etwa 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen in Deutschland rauchen – und viele greifen auch am Steuer zur Zigarette. Verboten ist das bislang nicht. Doch um ungeborene Kinder und Minderjährige vor den gefährlichen Schadstoffen zu schützen, wollen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ein Rauchverbot im Auto durch Bundesrat und Bundestag bringen. Ihr Argument: Freiwillige Rücksichtnahme reicht nicht aus, der Gesetzgeber muss handeln.

Rauchverbot im Auto: NRW und Niedersachsen mit neuem Vorstoß

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Bundesnichtraucherschutzgesetz im Visier

Wie wollen die Bundesländer NRW und Niedersachsen das Rauchen im Auto verbieten?
Sie wollen das Bundesnichtraucherschutzgesetz anpassen. Damit soll das Rauchen im Auto künftig verboten sein, sobald Kinder, Ungeborene oder junge Mitfahrer anwesend sind.

Der Antrag soll noch Ende September in den Bundesrat eingebracht werden, wie eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums bestätigte. Laut dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sei das Rauchen im Auto schlicht „unverantwortlich“.

Ungeborene, Kinder und junge Menschen könnten sich nicht ausreichend vor den Gefahren des blauen Dunstes schützen. „Schädigungen der Lunge, erhöhtes Krebsrisiko und Wachstumsstörungen sind nur einige Gefahren“, erklärt Laumann. Der Staat habe eine besondere Verantwortung, diejenigen zu schützen, die sich nicht selbst wehren könnten.

Der Gesetzesentwurf zielt darauf ab, das Bundesnichtraucherschutzgesetz anzupassen. Das Prinzip der freiwilligen Rücksichtnahme sei nicht ausreichend, um Kinder und Ungeborene zuverlässig vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen.

Eine Million minderjährige Mitfahrer rauchen im Auto mit

Warum ist Passivrauchen im Auto besonders gefährlich?
Weil sich in geschlossenen Fahrzeugen Schadstoffe schnell stark konzentrieren, schon nach einer einzigen Zigarette.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg schätzt, dass in Deutschland rund eine Million Kinder regelmäßig Tabakrauch im Auto ausgesetzt sind. Passivrauchen erhöht das Krebsrisiko erheblich, besonders für junge Mitfahrer. Kinder, deren Eltern rauchen, erkranken nachweislich häufiger an Leukämie oder Lebertumoren.

Die Belastung durch Schadstoffe ist in geschlossenen Räumen besonders hoch. Bereits eine einzige Zigarette kann innerhalb weniger Minuten eine Konzentration an Schadstoffen erzeugen, die sogar über den Werten einer stark verrauchten Eckkneipe liegt.

Tabakkonsum im Auto – soll der Gesetzgeber handeln?

Gab es schon einmal Versuche, Tabakkonsum im Auto zu verbieten?
Ja, bereits im März 2022 brachte der Bundesrat eine Gesetzesinitiative ein, und im Sommer 2023 legte das Bundesgesundheitsministerium einen Entwurf vor.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Deutschland über ein Rauchverbot diskutiert wird. Bereits im März 2022 gab es eine Gesetzesinitiative aus dem Bundesrat. Auch das Bundesgesundheitsministerium unter Karl Lauterbach hatte im Sommer 2023 einen Entwurf vorgelegt, der jedoch aufgrund des anhaltenden Koalitionsstreits der Ampel wieder ad acta gelegt wurde.

Ob Rauchen im Auto erlaubt sein sollte, wird immer wieder kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite stehen gesundheitliche Risiken, auf der anderen persönliche Freiheit und Eigenverantwortung. Im Folgenden sind die Argumente beider Seiten zusammengefasst.

Pro Rauchverbot im Auto

Wie argumentieren Befürworter eines Rauchverbots am Steuer?
Sie betonen, dass ein Rauchverbot Kinder und Ungeborene vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens schützt

Ein Rauchverbot im Auto schützt insbesondere Kinder und Ungeborene vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens. In geschlossenen Fahrzeugen steigt die Konzentration von Schadstoffen bereits nach wenigen Minuten stark an. Das erhöht das Krebsrisiko sowie die Wahrscheinlichkeit von Atemwegserkrankungen und anderen gesundheitlichen Problemen deutlich.

Da Kinder auf Mitfahrende angewiesen sind, können sie sich nicht selbst schützen. Ein gesetzliches Verbot stellt sicher, dass ihre Gesundheit auch im Auto gewahrt bleibt.

Contra Rauchverbot im Auto

Wie argumentieren Gegner eines Rauchverbots im Auto?
Sie weisen darauf hin, dass ein Verbot in die persönliche Freiheit und Privatsphäre eingreift, schwer durchsetzbar und bevormundend ist.

Gegner eines Rauchverbots im Auto argumentieren, dass ein solches Gesetz zu stark in die persönliche Freiheit und Privatsphäre eingreift. Erwachsene sollten selbst entscheiden können, ob sie in ihrem eigenen Fahrzeug rauchen. Zudem sei die Umsetzung und Kontrolle eines solchen Verbots schwierig, da Polizeikontrollen nicht permanent stattfinden können. Viele Raucher könnten sich zudem durch ein Verbot bevormundet fühlen, obwohl sie ohnehin Rücksicht auf Kinder nehmen.

Quelle: spiegel.de

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