Nach Cyberangriff: Niederlande nehmen Blitzer wieder in Betrieb

01.09.2025 - 4 min Lesezeit

Angriff auf IT der Staatsanwaltschaft legte dutzende Radarfallen lahm

Nach fast anderthalb Monaten Totalausfall infolge eines Hackerangriffs nehmen die niederländischen Behörden die betroffenen Blitzeranlagen schrittweise wieder in Betrieb. Zahlreiche mobile und stationäre Systeme wurden lahmgelegt, nachdem die IT-Infrastruktur der Staatsanwaltschaft Ziel eines Cyberangriffs geworden war. Der Neustart der Verkehrsüberwachung erfolgt nun aus Sicherheitsgründen etappenweise.

Nach Cyberangriff: Niederlande nehmen Blitzer wieder in Betrieb

khunkornStudio / shutterstock.com

Cyberangriff auf die Staatsanwaltschaft

Warum waren die Systeme der niederländischen Staatsanwaltschaft offline?
Wegen eines Hackerangriffs wurden alle Systeme vorsorglich vom Internet getrennt.

Mitten im Hochsommer schlugen die Alarmglocken bei der niederländischen Staatsanwaltschaft (Openbaar Ministerie, OM). Hacker hatten versucht, sich über eine Software-Schwachstelle Zugriff zur IT-Infrastruktur der Strafverfolgungsbehörde zu verschaffen, woraufhin das OM im Rahmen einer Notfallmaßnahme alle Systeme vom Internet trennte.

Notabschaltung führte zu Blitzer-Ausfall

Warum fielen zahlreiche Blitzer in den Niederlanden aus?
Die Notabschaltung wegen des Hackerangriffs betraf auch die Steuerung der Verkehrsüberwachung.

So konnte laut dem Nachrichtenportal nos.nl in letzter Minute verhindert werden, dass die Cyberkriminellen direkten Zugriff auf die Datenbanken oder die Steuerung der Verkehrsüberwachung des Landes erlangten. Dadurch gingen jedoch zahlreiche Blitzer und Radarfallen, die von der Behörde gemanagt werden, zwangsweise außer Betrieb.

Dutzende mobile und stationäre Anlagen betroffen

Wie viele Anlagen waren betroffen?
Landesweit waren mehrere Dutzend Blitzer betroffen, genaue Zahlen gibt es nicht.

Laut dem Rundfunksender wnl.tv sind landesweit mehrere Dutzend Blitzer von dem Vorfall betroffen. Die Staatsanwaltschaft hält sich mit genauen Zahlen zurück, um zu verhindern, dass Autofahrer die Standorte auskundschaften. Der Automobilclub ANWB weist außerdem darauf hin, dass nicht garantiert werden kann, welche Anlagen derzeit aktiv oder außer Betrieb sind.

Kein Freibrief für Verkehrssünder

Bedeutet der Ausfall der Blitzer, dass Verkehrssünder unbehelligt bleiben?
Nein, einige Blitzer und Polizeikontrollen liefen weiter, Verstöße werden weiterhin erfasst.

Dennoch waren nicht alle Blitzerarten von dem Vorfall betroffen. Die modernen Focusflitsers, die Handy– und Gurtverstöße erfassen, liefen ununterbrochen weiter. Auch klassische Kontrollen durch die Polizei mit mobilen Blitzern oder Laserpistolen fanden wie gewohnt statt. Autofahrer konnten sich daher nicht darauf verlassen, dass auf den Straßen nachlässig kontrolliert wird.

Einnahmeverluste durch ausgefallene Blitzer

Wie hoch ist der Einnahmeverlust durch die ausgefallenen Blitzer?
Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber durch die zahlreichen ausgefallenen Anlagen dürfte ein spürbarer Rückgang entstanden sein.

Wie viele Bußgelder dem niederländischen Staat damit durch die Lappen gegangen sind, dazu gibt es keine offiziellen Informationen. Da zahlreiche Anlagen betroffen sind, kann man aber davon ausgehen, dass es sich um einen spürbaren und messbaren Rückgang der Einnahmen handeln muss.

Die Verwarn- und Bußgelder für Verkehrsordnungswidrigkeiten sind bei unserem westlichen Nachbarn im Schnitt deutlich höher als in Deutschland: So kostet das Überfahren einer roten Ampel in den Niederlanden bis zu 310 Euro, während in Deutschland dafür je nach Situation nur 90–200 € fällig werden (ohne Gefährdung oder Unfall).

Was Holland-Urlauber wissen sollten

Was müssen Autofahrer in den Niederlanden beachten?
Verkehrsregeln gelten wie gewohnt, Verstöße werden geahndet, und Bußgelder ab 70 Euro können auch EU-weit nachträglich vollstreckt werden.

Sowohl für einheimische Autofahrer als auch für Touristen in den Niederlanden ändert sich durch die Wiederinbetriebnahme der Blitzer nichts. Die geltenden Verkehrsregeln bleiben unverändert, und Verstöße werden wie gewohnt geahndet.

Autofahrer, die während der Störung geblitzt wurden, müssen mit verzögert eintreffenden Bescheiden rechnen. Niederländische Bußgelder können ab einer Gesamtsumme von 70 Euro inklusive Gebühren auch in anderen EU-Staaten nachträglich vollstreckt werden. Diese Regelung beruht auf einem EU-Beschluss, der die grenzüberschreitende Vollstreckung von Bußgeldern im Straßenverkehr ermöglicht.

Quelle: auto-motor-sport.de

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