Auto gibt vor Blitzer Gas – Fahrer macht Tempomaten verantwortlich

30.05.2025 - 4 min Lesezeit

Wie lautete die Blitzer-Ausrede des in Helmstedt geblitzten Autofahrers?

Der Fahrer behauptete, sein Tempomat habe unmittelbar vor der Radarfalle eigenständig die Geschwindigkeit erhöht. Er führt das darauf zurück, dass das Assistenzsystem einen kleinen Aufkleber zur zulässigen Anhängergeschwindigkeit am mobilen Blitzer fälschlicherweise als Tempolimit interpretiert habe.

Warum erkennen Fahrassistenzsysteme manchmal falsche Geschwindigkeitsangaben?

Fahrassistenzsysteme stützen sich auf Kameras und Sensoren, die Verkehrszeichen oder andere Hinweise erkennen sollen. Ähnliche Symbole, wie zum Beispiel Aufkleber zur zulässigen Anhängergeschwindigkeit, können irrtümlich als Tempolimit interpretiert werden. Auch äußere Faktoren wie bemalte Wände oder bedruckte T-Shirts können Systeme verwirren.

Wer trägt die Verantwortung, wenn das Assistenzsystem einen Fehler macht?

Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt bleibt die volle Verantwortung für das Fahrzeug und die Verkehrssicherheit immer beim Fahrer, auch wenn das Assistenzsystem fehlerhaft reagiert. Er muss jederzeit eingreifen können und darf sich nicht blind auf die Technik verlassen.

Kleiner Aufkleber mit großen Folgen

Blitzer-Ausreden gibt es viele, doch diese ist auf dem neuesten Stand der Technik. Ein geblitzter Autofahrer aus Helmstedt behauptet, sein Fahrzeug habe unmittelbar vor einer Radarfalle selbsttätig beschleunigt. Der Mann fuhr mit aktiviertem Tempomaten und ist davon überzeugt, dass sein Fahrassistenzsystem einen Geschwindigkeits-Hinweisaufkleber auf dem mobilen Blitzer falsch deutete. Es wäre nicht der erste Fall, in dem Fahrassistenten autonomer handeln, als es den Autofahrern lieb ist.

Auto gibt vor Blitzer Gas – Fahrer macht Tempomaten verantwortlich

juerginho / shutterstock.com

Blitzer „Karl“ und der „Tempo-Sticker“

Der Fall hat es bis in den Rat des Helmstedter Stadtteils Offleben geschafft. Die Radarfalle der Firma Jenoptic, die den harmlosen Namen „Karl“ trägt, ist bei den Anwohnern gut bekannt. Innerorts wird hier jeder geblitzt, der schneller als 50 km/h fährt.

So auch der betroffene Autofahrer, der sich für die Geschwindigkeitsüberschreitung aber nicht in der Verantwortung sieht. Seinen Schilderungen zufolge soll nicht sein eigenes Fehlverhalten, sondern eine Fehlfunktion seines „smarten“ Autos schuld sein.

Der Mann behauptet, dass sein intelligenter Tempoassistent den „80“-Sticker am Blitzer als gültiges Tempozeichen deutete und daher von selbst beschleunigte. Dabei war dort nur die zulässige Anhängergeschwindigkeit laut Betriebsvorgabe abgebildet.

Den Ortsrat fragte er dennoch: „Ist das Phänomen bekannt und könnte der Aufkleber nicht abgedeckt werden, wenn der Blitzer am Straßenrand steht?“

Assistent oder Ausrede?

Aus Sicht des Helmstedter Kreissprechers Sebastian Dettmer steht der Fall auf zwei Beinen: Entweder habe das Assistenzsystem versagt oder der Fahrer versucht, sich mit einem modernen Märchen aus der Affäre zu ziehen. Immer wieder gebe es Fälle, bei denen mit allen erdenklichen Ausreden versucht wird, sich vor der Strafe für Verkehrsverstöße zu drücken.

Eigentlich unterscheiden sich die Aufkleber zur zulässigen Anhängergeschwindigkeit deutlich in Form, Größe und Farbe von regulären Verkehrsschildern zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Sie sind schwarz-weiß, wesentlich kleiner und sollten daher nicht vom Tempomaten als Temposchild erfasst werden.

Allerdings sind Fehlfunktionen und Eigenleben bei Assistenzsystemen kein Einzelfall. Immer wieder haben sich die Versprechungen von Tesla und Co zur Straßentauglichkeit autonomer Fahrfunktionen als verfrüht erwiesen. Mehr als einmal ließen sich die Systeme auf einfachste Weise aufs Glatteis führen.

Autonomer, als dem Fahrer lieb ist

So wurden die „intelligenten“ Helfer bereits von T-Shirts mit einem Stoppschild-Aufdruck ausgetrickst, ein Tesla verwechselte eine mit einem Horizont bemalte Wand mit der Straße und so mancher Tempomat wählte selbstständig die „richtige“ Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn. Gravierende Fehlfunktionen, die zeigen, dass trotz aller Fortschritte bei autonomen Fahrfunktionen noch erhebliche Schwächen bestehen.

Kraftfahrt-Bundesamt stellt klar, wer die Verantwortung trägt

Um eine professionelle Beurteilung des Vorfalls in Helmstedt zu erlangen, wandte sich der Landkreis an das Kraftfahrt-Bundesamt. Das KBA prüft alle Modelle aller Autohersteller, die in Deutschland zugelassen werden. Erst mit gültiger Typengenehmigung dürfen die Kfz verkauft werden.

Die Antwort der Behörde: Bis Juli 2024 gab es keine verbindlichen Vorgaben für Tempomaten. Erst seither gelten EU-weite Standards, die eine gewisse Fehlertoleranz bei der Erkennung von Tempolimits zulassen.

Trotz dieser Toleranz macht das KBA unmissverständlich deutlich: Selbst bei einer Fehlfunktion liegt die Verantwortung jederzeit beim Fahrer. Auf die smarten Helfer sollte man sich also nie blind verlassen – und die Schuld auf die Technik abzuwälzen, schützt vor Strafe nicht.

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Quelle: bild.de

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