ADAC: Neue Spritpreisregel könnte Tanken teurer machen
Baden-Württemberg will nach österreichischem Vorbild erlauben, Spritpreise pro Tag nur einmal anzuheben. Der Automobilclub ADAC warnt: Spritpreis-Erhöhungen dürften dann generell drastischer ausfallen, wodurch der Tagesdurchschnittspreis steigt. Die niedrigeren Kraftstoffpreise in Österreich seien eher eine Folge der Steuer- als der Preispolitik.
Das Wichtigste in Kürze
- Vorschlag aus BaWü: Baden-Württemberg bringt in den Bundesrat eine Regel ein, wonach Tankstellen Benzin- und Dieselpreise nur einmal täglich erhöhen, aber beliebig oft senken dürfen.
- Der ADAC warnt: Bei nur einer zulässigen Erhöhung pro Tag drohen stärkere Sprünge nach oben. Im Tagesmittel könnte Tanken teurer werden.
- Österreich als Vorbild: Dort ist die Erhöhung seit 2011 auf 12 Uhr beschränkt, Senkungen sind jederzeit möglich.
- Deutschland: In Deutschland ändern Tankstellen die Preise im Schnitt häufig. Günstig ist meist der Abend.
- Einordnung: Niedrigere österreichische Preise beruhen vor allem auf geringeren Steuern, nicht auf der Taktung der Preiserhöhungen, so der ADAC.
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Worum es konkret geht
Der Antrag aus Baden-Württemberg nimmt das österreichische Modell als Vorlage, das Spritpreis-Erhöhungen auf einen festen Zeitpunkt beschränkt und kurzfristige Preisschwankungen dämpfen soll.
Ziel des Vorstoßes ist ein ruhigeres Preisgeschehen und mehr Planbarkeit an der Zapfsäule. Vorgesehen ist, dass Tankstellen ihre Preise höchstens einmal pro Tag erhöhen, Preissenkungen jedoch jederzeit möglich bleiben.
Was der ADAC kritisiert
Der ADAC sieht die Gefahr, dass die Mineralölunternehmen die Preise bei einer einzigen täglichen Erhöhungsmöglichkeit vorsorglich stärker anheben. Dadurch könnten die Durchschnittspreise generell steigen und flexible Sparchancen, etwa durch Preisvergleiche, entfallen. Die häufig zitierten Vorteile Österreichs beziehungsweise das niedrigere Preisniveau beim Sprit seien primär steuerbedingt, so der Club.
Das gilt in Österreich
Die österreichische Preistransparenzverordnung für Treibstoffpreise von 2011 schreibt vor, dass Preiserhöhungen nur einmal täglich zulässig sind. Senkungen sind jederzeit erlaubt. In der Praxis liegt der günstigste Zeitpunkt oft kurz vor 12 Uhr, was aus Sicht des ADAC für viele berufstätige Menschen unpraktisch ist.
Das gilt in Deutschland
In Deutschland sind Preisänderungen an Tankstellen grundsätzlich jederzeit möglich. Das führt zu vielen kleinen Anpassungen über den Tag und zu gut nutzbaren Preistälern am Abend.
Die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts beobachtet im Tagesverlauf zahlreiche dieser Preisänderungen je Tankstelle. Typischerweise sind Preise morgens am höchsten und abends am niedrigsten. Aus Verbrauchersicht ermöglicht dies bislang gezieltes Tanken durch den Preisvergleich, oft auch per Smartphone-App.
Mögliche Auswirkungen einer Eintagesregel bei der Spritpreisgestaltung
- Weniger Preisunterschiede im Tagesverlauf: Fällt die abendliche Preisdelle weg, erhöht sich der Tagesmittelwert. Das schmälert Sparmöglichkeiten durch Tank-Apps.
- Steuer- statt Regulierungshebel: Der Ländervergleich deutet darauf hin, dass Abgabenstruktur und Energiesteuern die Preisniveaus dominieren. Eine tägliche Beschränkung könnte ohne eine entsprechende Anpassung der Steuerpolitik verpuffen.
- Bürokratie & Monitoring: Die Regel würde Markttransparenzstellen und Tankstellen operativ entlasten, zugleich aber die Preise starrer machen.
Stand & Quellen
Stand: 16.10.2025
Primärquellen und amtliche Stellen:
- Bundesratsdrucksache 530/25 (Antragslage zu Preisanpassungen an Tankstellen).
- Bundeskartellamt, Markttransparenzstelle (MTS-K): Infotexte und Jahresberichte zu Preiszyklen und Tagesmustern.
- Österreichisches Rechtsinformationssystem (RIS): Preistransparenzverordnung Treibstoffpreise 2011 (geltende Fassung).
Sekundärquellen (zur Einordnung/ADAC-Stellungnahme):
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