Ein Teufelskreis aus Inflation, Personalkosten und EU-Regulierung
Autofahrer zahlen aktuell fast fünfzig Prozent mehr für die Werkstattrechnung als noch vor sieben Jahren. Wer sein Fahrzeug heute reparieren lässt, muss im Schnitt über 1.500 Euro mehr einplanen. Neben der Inflation treiben vor allem teure Ersatzteile die Kosten nach oben. Auch die Kfz-Versicherer schreiben rote Zahlen, die zunehmend an die Kunden weitergegeben werden. Hinzu kommen von der EU geplante Änderungen der Hauptuntersuchung, die die Belastung für Autofahrer weiter erhöhen dürften.

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GDV: Stundensätze schießen in die Höhe
Ob Ölwechsel, Teiletausch oder Routineinspektion: Für Autofahrer werden Werkstattbesuche zunehmend zum unbezahlbaren Luxus. Hauptverantwortlich dafür sind die stark gestiegenen Personalkosten in den Autowerkstätten.
Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) überschritt der durchschnittliche Stundensatz im Jahr 2024 erstmals die Marke von 200 Euro. Betroffen sind Arbeiten an Mechanik, Elektrik und Karosserie. Bei Lackierungen können sogar bis zu 220 Euro pro Stunde fällig werden.
Statistisches Bundesamt: fast 50 Prozent Mehrkosten
Damit sind die Preise für Reparaturen zwischen 2017 und 2024 regelrecht durch die Decke gegangen. Dem GDV zufolge sind die Stundensätze in Autowerkstätten und Lackierbetrieben in diesem Zeitraum um etwa 50 Prozent gestiegen.
Auch das Statistische Bundesamt bestätigt diesen Trend: Im Bereich „Wartung und Reparatur von Fahrzeugen” stiegen die Preise innerhalb von sieben Jahren um fast 48 Prozent – unabhängig davon, ob die Reparaturen privat bezahlt oder über Versicherungen abgerechnet wurden.
Kosten für durchschnittlichen Pkw-Schaden: 4.250 Euro
Laut GDV-Chef Jörg Asmussen betrug der durchschnittliche Pkw-Sachschaden in der Kfz-Haftpflicht im vergangenen Jahr rund 4.250 Euro. Das entspricht einem Anstieg von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr und von fast 60 Prozent im Vergleich zu 2017. Damals lag der Durchschnitt noch bei etwa 2.700 Euro.
Neben Einbau und Montage werden auch die benötigten Ersatzteile separat berechnet. Gerade diese sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Daher sind die Gesamtkosten für Reparaturen erheblich angestiegen.
Teurere Reparaturen – steigende Versicherungskosten
Nicht nur die steigenden Werkstattkosten belasten Autofahrer. Auch die Versicherer spüren die Folgen. Dem GDV zufolge wirkt sich der Kostenanstieg zunehmend auf die wirtschaftliche Lage der Kfz-Versicherer aus. Deutsche Anbieter schreiben bereits seit mehreren Jahren Verluste. Allein in den Jahren 2023 und 2024 summierten sich diese auf fast fünf Milliarden Euro. Mehrkosten, die am Ende des Tages in Form höherer Beiträge an die Kunden weitergegeben werden.
TÜV will kürzere Prüfintervalle
Zudem soll künftig soll auch noch mehr Prüfaufwand auf die Fahrzeughalter zukommen. Laut dem Willen des TÜVs sollen Hauptuntersuchungen (HU) für alle Fahrzeuge ab einem Alter von mindestens zehn Jahren künftig jährlich statt alle zwei Jahre stattfinden, auch für E-Autos.
Darüber hinaus wird die seit 2023 für Diesel verpflichtende Partikelmessung künftig auch für moderne Benziner verbindlich sein. Ältere Diesel sind stärker von der Prüfpflicht betroffen, sodass künftig möglicherweise mehr Fahrzeuge die HU nicht bestehen. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Abgasmessungen rechtlich nicht eindeutig abgesichert sind, was zu Unsicherheiten bei der Bewertung der Fahrzeuge führen könnte.
Neue HU-Regeln auch für E-Autos und Hybride
Für Elektro- und Hybridfahrzeuge bedeuten die Neuerungen aus Brüssel ebenfalls mehr Prüfaufwand und höhere Kosten. Neben den Hochvolt-Komponenten wie Akku, Ladebuchse und Kabelstränge müssen künftig auch elektronische Sicherheitsfunktionen wie Fahrerassistenzsysteme (ADAS) systematisch kontrolliert werden. Das kann teuer und zeitaufwendig werden, insbesondere wenn Kameras oder Sensoren nachjustiert werden müssen.
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