Zehntausende säumige Zahler in Mitteldeutschland
Zehntausende Autofahrer in Thüringen und Westsachsen zahlen ihre Kfz-Steuer zu spät. Dabei summieren sich die offenen Beträge jedes Jahr auf mehrere Millionen Euro. So der Bericht des Erfurter Hauptzollamtes, das zur Eintreibung offener Forderungen auch nicht vor der gefährlichen Manipulation von Kraftfahrzeugen zurückschreckt.

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Rund 86.000 Fahrzeughalter in der Kreide
Wie viele Fahrzeughalter in Thüringen und Westsachsen waren 2024 zu spät mit ihrer Kfz-Steuer dran?
Im vergangenen Jahr waren rund 86.000 Halter aus der Region säumig.
Dem Report zufolge haben im vergangenen Jahr rund 86.000 Halter in der Region ihre Steuer nicht fristgerecht bezahlt. Im Jahr davor waren es mehr als 84.000 Fälle und 2022 noch knapp 83.000, die das Hauptzollamt in die Vollstreckung nahm. Damit ist die Zahl der säumigen Zahler aus Thüringen beziehungsweise dem westlichen Sachsen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Hauptzollamt Erfurt: Zuständigkeit und Maßnahmen
Wie viele Kfz-Steuern müssen durch das Hauptzollamts Erfurt jährlich eingetrieben werden?
Im Durchschnitt bleiben jedes Jahr rund zwölf Millionen Euro an offenen Kfz-Steuern offen.
Das Hauptzollamt Erfurt ist für Thüringen sowie für Teile des angrenzenden Freistaats Sachsen zuständig. Sprecher Carlito Klaus weist darauf hin, dass zunächst Mahnungen an die Betroffenen versendet werden. Bleiben diese ohne Erfolg, werden weitere Schritte eingeleitet. Jedes Jahr summierten sich im Schnitt etwa zwölf Millionen Euro, die von der Steuerverwaltung eingetrieben werden müssten.
Vollstreckung frei Haus
Wie geht das Hauptzollamt bei säumigen Kfz-Steuerzahlern vor?
Der Vollstreckungsaußendienst besucht säumige Zahler persönlich und informiert über mögliche Sanktionen. In schweren Fällen kann das Fahrzeug sichergestellt werden.
„Wir haben einen Vollstreckungsaußendienst, die Kollegen klingeln an der Tür“, erklärt Sprecher Klaus. Den säumigen Zahlern werden die möglichen Sanktionen erläutert. In besonders schweren Fällen kann dies im Rahmen eines Vollstreckungsverfahrens bis zur Sicherstellung des Fahrzeugs gehen, nachdem zuvor eine Sachpfändung durchgeführt wurde.
Platte Reifen als „letztes“ Druckmittel
Was sind Ventilwächter?
Ventilwächter sind kleine Vorrichtungen an den Reifen, die das Kfz nach wenigen hundert Metern lahmlegen.
Um notfalls säumige Fahrzeuge zu sichern, verfügt der Zoll über sogenannte Ventilwächter. Dabei handelt es sich um kleine Geräte an den Reifen, die verhindern sollen, dass das Fahrzeug vor Begleichen der Forderung unerlaubt bewegt wird. Wer das Auto trotzdem fährt, bekommt nach etwa 500 Metern einen platten Reifen.
Das Fahrzeug ist damit vorübergehend fahruntüchtig, bis der Ventilwächter mithilfe eines speziellen Schlüssels wieder entfernt wird. Laut Carlito Klaus gelten die Vorrichtungen als „letztes Mittel“. In den letzten fünf Jahren seien sie im Zuständigkeitsbereich des Zollamtes Erfurt aber nicht mehr zum Einsatz gekommen.
10 Millionen Euro eingetrieben
Wie erfolgreich war das Hauptzollamt im vergangenen Jahr bei der Eintreibung?
2024 konnte das Hauptzollamt Erfurt rund 10 von 12 Millionen Euro offener Kfz-Steuern eintreiben.
Sogenannte Steuerkrallen, die das Wegfahren von Fahrzeugen verhindern, setze der Zoll hingegen nicht ein. In Thüringen kommen sie lediglich in Ausnahmefällen durch die Finanzämter sowie ausschließlich bei besonders hartnäckigen Steuerschuldnern zum Einsatz.
Im vergangenen Jahr konnten vom Hauptzollamt etwa zehn der rund zwölf Millionen Euro offener Kfz-Steuern im Rahmen der Vollstreckung eingetrieben werden. Damit lag der Betrag deutlich über dem der beiden Vorjahre, in denen rund fünf bzw. 6,5 Millionen Euro eingetrieben wurden.
Fazit
Warum ist der Einsatz von Ventilwächtern umstritten?
ADAC und Sicherheitsexperten warnen vor Unfallrisiken durch plötzlichen Luftverlust während der Fahrt.
Immer wieder betont das Hauptzollamt, der Ventilwächter sei die ultima ratio. Tatsächlich geht es hier aber weniger um Zurückhaltung als darum, was der Staat rechtlich darf und dass er bereit ist, zwecks Geldeintreibung Fahrzeuge zu manipulieren.
Fragwürdig bleibt der Einsatz allemal: ADAC und Sicherheitsexperten warnen vor der Unfallgefahr durch plötzlichen Luftverlust in den Reifen. Noch unverständlicher ist, warum stattdessen nicht die bewährten Steuerkrallen genutzt werden, die deutlich sicherer sind und das Auto genauso effektiv blockieren.
Während das Hauptzollamt stolz von eingetriebenen Millionen berichtet, bleibt ein bitterer Beigeschmack. Die Methoden mögen legal sein, sauber und fair gegenüber Autofahrern sind sie längst nicht.
Quelle: mdr.de
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