Feinstaubkontrolle auf dem Prüfstand
Die Umweltplakette klebt seit 2007 an den Windschutzscheiben deutscher Kraftfahrzeuge. Ursprünglich wurde sie eingeführt, um die Luftverschmutzung in Innenstädten zu reduzieren. Zu diesem Zweck wurden Fahrzeuge nach ihrer Abgasnorm in die Ampelfarben Rot, Gelb und Grün klassifiziert. Heute haben einige Städte die Umweltzone samt Plakette wieder abgeschafft – zum Teil aufgrund neuer Strategien im Kampf gegen Feinstaub, zum Teil aus verkehrsplanerischen Erwägungen.

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Die allermeisten Kfz haben grüne Plaketten
Warum verlieren Umweltzonen an Bedeutung?
Weil heute fast alle Fahrzeuge grüne Plaketten haben und kaum noch ältere, stärker belastende Autos unterwegs sind.
Umweltzonen werden mittlerweile nicht mehr überall als das geeignete Instrument zur Luftreinhaltung angesehen. Diese Einschätzung teilt auch das Umweltbundesamt. Marcel Langner, Leiter der Abteilung Luft, erläutert:
„Das liegt auch vor allem daran, dass die Umweltzonen aus einer Zeit stammen, wo die Fahrzeuge noch vergleichsweise viel Feinstaub aus dem Auspuff ausgestoßen haben. In der heutigen Zeit haben wir eigentlich kaum noch Fahrzeuge in der Flotte, die rote oder gelbe Plaketten haben. Die meisten haben grüne Plaketten.“
Feinstaubbelastung: Grenzwerte flächendeckend eingehalten
Werden die Feinstaub-Grenzwerte in Deutschland eingehalten?
Ja, die PM₁₀-Grenzwerte werden flächendeckend eingehalten. Nur bei Stickstoffdioxid (NO₂) kommt es vereinzelt zu Überschreitungen.
Aktuell wird der Grenzwert für Feinstaub der Größenordnung PM₁₀, also Partikel mit einem Durchmesser von höchstens 10 Mikrometern, in Deutschland flächendeckend eingehalten. Der erlaubte Grenzwert liegt im Jahresmittel bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, das Tagesmittel-Maximum beträgt 50 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Lediglich bei Stickstoffdioxid (NO₂) gibt es noch punktuelle Überschreitungen an einzelnen Messstationen in München und Essen, wo die Feinstaubbelastung aufgrund dichter Bebauung und eines hohen Verkehrsaufkommens leichtes Spiel hat beziehungsweise langsamer wieder entweicht.
Erfurt macht’s vor: Umweltplakette abgeschafft
Warum hat Erfurt die Umweltplakette abgeschafft?
Die Feinstaubbelastung war deutlich zurückgegangen, unter anderem durch Umgehungsstraßen und bessere Stadtplanung.
Auch in Erfurt war die Feinstaubbelastung signifikant zurückgegangen, sodass man sich im Jahr 2021 entschied, die Umweltmaßnahme wieder abzuschaffen. Eine Verschlechterung der Luftqualität hatte dies nicht zur Folge, die Konzentration der Schadstoffe ist stabil geblieben.
Jörg Lummitsch vom Umwelt- und Naturschutzamt in Erfurt erklärt: „Ein Thema für uns war wirklich die Frage Umgehungsstraßen, also der Erfurter Ring, der den Schwerlastverkehr aus der Stadt rausgenommen hat. Das war ein erheblicher Beitrag dazu, die Luftbelastung zu senken.“
Auch in der Wärmeplanung und Stadtentwicklung werde die Luftqualität berücksichtigt, insbesondere im Hinblick auf das Umland: „Wir sehen zu, dass die Gebiete oder die Flächen, wo Kaltluft entsteht […] auch nicht bebaut werden, dass die dauerhaft und langfristig erhalten bleiben. Und dass die Fließwege dieser Kaltluft und damit auch der Frischluft, die in die Stadt fließt, freigehalten werden.“
Status quo in Magdeburg: Umweltzone wegen Baustellen
Warum gibt es in Magdeburg noch Umweltzonen?
Wegen zahlreicher Großbaustellen, die den Verkehr einschränken. Die Umweltzone wird genutzt, um den Schwerlastverkehr gezielt an der Stadt vorbeizuleiten.
Magdeburg gehört neben Halle zu einer der wenigen Städte in Ostdeutschland, die noch an der Umweltplakette festhalten. Laut der Umweltpolitikerin Juliane Kleemann (SPD) liegt das an den zahlreichen Großbaustellen in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt:
„Ganz viele Straßen – vor allem Brücken – sind gerade nicht zu benutzen. Und da muss man darauf achten, dass auch den Schwerlastverkehr, der nicht unbedingt durch die Stadt rollen muss, auch wirklich außen drumherum fährt, weil die Tangente momentan nicht funktioniert. Und da ist es, glaube ich, wirklich angebracht, das einfach noch über die Umweltzonen zu regulieren.“
Wer entscheidet über Umweltzonen?
Wer ist für die Einrichtung von Umweltzonen verantwortlich?
In Deutschland entscheiden die Kommunen, ob Umweltzonen eingerichtet werden und welche Fahrzeuge dort fahren dürfen.
In Deutschland entscheiden die Kommunen darüber, ob Umweltzonen eingerichtet werden und welche Fahrzeuge dort fahren dürfen. Diese Entscheidung basiert auf Luftreinhalteplänen, die von den Städten und Gemeinden erstellt und regelmäßig aktualisiert werden. Die Bundesländer überwachen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG), das vorschreibt, dass in belasteten Gebieten Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen werden müssen.
Quelle: mdr.de
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