Für Eilige:
Hat sich die Situation für Autofahrer in Deutschland, die Cannabis konsumieren, nach der Teillegalisierung verbessert?
Warum stammen so viele Cannabis-Verstöße im Straßenverkehr aus Bayern?
Wie schaut es bei Alkoholverstößen aus?
Etwa die Hälfte aller Cannabis-Vergehen stammt aus dem Freistaat
Die bayerische Landesregierung war nie ein Freund der Cannabis-Entkriminalisierung und das bekommen Verkehrsteilnehmer in dem südlichen Bundesland deutlich zu spüren. Jeder zweite seit vergangenem Jahr in Flensburg erfasste Cannabis-Verstoß geht laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts auf das Konto der Bayern. Grund dafür sind besonders viele Verkehrskontrollen, die dem Freistaat auch beim Thema Alkoholverstöße bundesweit Platz eins sichern.

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Neue Rechtslage nach Cannabis-Freigabe
Gut ein Jahr nach der teilweisen Legalisierung hat sich die Lage für cannabisaffine Autofahrer entspannt. Wer seinen Führerschein behalten will, sollte zwar weiterhin nicht bekifft fahren oder am Vortag einer Fahrt konsumieren. Mit dem seit August 2024 geltenden Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum wurde das faktische Fahrverbot für Konsumenten aber deutlich entschärft.
Zuvor lag der Grenzwert bei lediglich einem Nanogramm. Allerdings reichten bereits bei einer Verkehrskontrolle festgestellte THC-Abbauprodukte in Urin oder Blut aus, um Fahrerlaubnisbesitzer zu einem fachärztlichen Gutachten oder sogar einer kostspieligen MPU zu verdonnern. Wer da nicht mitspielte, war den Führerschein schneller los, als man „Hanf“ sagen konnte.
Jeder zweite Verstoß kommt aus Bayern
Die Lockerung der Cannabis-Spielregeln und der dazugehörigen Vorschriften für den Straßenverkehr wurde jedoch nicht in jedem Bundesland mit Kusshand begrüßt und umgesetzt. Insbesondere in Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen erhöhte sich der Kontrolldruck für Autofahrer nach der Freigabe deutlich.
Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ist der Kontrolldruck in Bayern unverändert hoch: 2024 stammte fast jeder zweite in Flensburg erfasste Cannabisverstoß aus dem Bundesland. Konkret verzeichnete das KBA dort 482 Fälle bei insgesamt 974 bundesweit. Auf dem zweiten Platz folgt Nordrhein-Westfalen mit lediglich 150 Verstößen.
Markus Söder meint: Kifft woanders!
Dass diese Zahlen kaum auf eine besondere Hanf-Vorliebe der Bayern zurückzuführen sind, versteht sich von selbst. Eine mögliche Erklärung: Als eines der größten und bevölkerungsreichsten Bundesländer taucht das Bundesland in vielen Statistiken automatisch mit hohen Fallzahlen auf.
Realistischer ist aber, dass man in München nach wie vor an dem harten Kurs gegenüber der Cannabisfreigabe festhält. Oder um es mit den Worten von Markus Söder zu sagen: „Wir werden dieses Gesetz extremst restriktiv anwenden.“ Wer mit Cannabis glücklich werden wolle, solle dies „woanders machen“, so die damalige Ankündigung des Ministerpräsidenten.
Hoher Kontrolldruck auch bei Alkohol
Tatsächlich ist die Kontrollpraxis im Freistaat, wie das Innenministerium in München bestätigt, nicht nur bei Cannabisverstößen besonders intensiv. Auch bei Alkoholverstößen führt Bayern mit 20.748 Fällen von bundesweit 107.384.
Nordrhein-Westfalen meldete lediglich 17.104 Verstöße. In Bezug auf Geschwindigkeitsübertretungen liegt Bayern hingegen nur auf dem dritten Platz, hinter NRW und Baden-Württemberg.
Fast alle der 974 Cannabis-Verstöße in Deutschland stammen übrigens von Männern bis 44. Frauen spielen mit nur 77 Fällen kaum eine Rolle. Ähnlich verhält es sich beim Alkohol, wo Männer und junge Erwachsene ebenfalls dominieren, aber nicht so stark. Auch wenn hierzu keine genauen Zahlen zu Bayern existieren, wird in dem Bundesland besonders oft und streng kontrolliert.
Quellen: sueddeutsche.de, br.de
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