Das Auto als Bezahl-Plattform: VW schaltet Motorleistung per Abo frei

20.08.2025 - 4 min Lesezeit

„Functions on Demand“

Die volle Motorleistung eines brandneuen Autos auszureizen, ist für viele Autofahrer eine Selbstverständlichkeit. Doch künftig könnte genau das zur Frage des Geldbeutels werden. Hersteller wie VW bieten Leistungs-Upgrades an, die sich nur digital freischalten, aber demzufolge auch abschalten lassen. Das mag zunächst bequem klingen, wirft aber auch die Frage auf: Gehört das Auto noch dem Besitzer?

Das Auto als Bezahl-Plattform: VW schaltet Motorleistung per Abo frei

dee karen / shutterstock.com

VW: Die vollen PS nur noch im Abo

Wie funktioniert das Bezahl-Upgrade beim VW ID.3 Pro?
Gegen Zahlung einer Abogebühr wird die Motorleistung des ID.3 Pro von 150 kW (204 PS) auf 170 kW (231 PS) freigeschaltet.

Volkswagen bietet ab dem Modelljahr 2025 für sein Elektromodell ID.3 Pro ein optionales Leistungs-Upgrade an. Gegen Bezahlung kann die Motorleistung des Stromers von serienmäßigen 150 Kilowatt (204 PS) auf 170 Kilowatt (231 PS) erhöht werden.

Das dazugehörige Preismodell erinnert an die Welt des Smartphones beziehungsweise der digitalen Dienste. Statt die zusätzliche Leistung als festen Bestandteil einer höherwertigen Ausstattungsvariante anzubieten, bietet VW seinen Kunden Abonnements an. Wer die volle Performance seines ID.3 nutzen möchte, zahlt monatlich 18,90 Euro. Außerdem stehen ein Jahresabo für 189 Euro sowie der einmalige Kauf für 629 Euro zur Wahl.

Freischaltung aus der Ferne

Wie wird das Leistungs-Upgrade beim VW ID.3 Pro aktiviert?
Nach Bezahlung wird die bereits verbaute Leistung per Software-Update aus der Ferne freigeschaltet.

Das Leistungsplus und die dafür nötige Hardware oder Motorleistung, die der VW-Konzern seinen Kunden anbietet, ist in den betroffenen Fahrzeugen bereits ab Werk verbaut. Die Freischaltung erfolgt in der Regel nach Bezahlung über eine App. Anschließend wird das Upgrade „Over-the-Air“, das heißt per Software-Update aus der Ferne, freigeschaltet. Der Besuch einer Werkstatt ist so nicht mehr nötig.

„Functions on Demand“

Was bedeutet Functions on Demand?
Fahrzeugfunktionen werden nach Bedarf freigeschaltet, wobei die verbaute Hardware als Plattform für digitale Zusatzdienste dient.

Der Schritt von VW spiegelt einen übergreifenden Trend in der Automobilbranche wider: die bedarfsgerechte Freischaltung von Fahrzeugfunktionen, auch „Functions on Demand“ (FoD) genannt. Der Hintergedanke der Hersteller: Einmal verbaute Hardware oder die Fahrzeugtechnik selbst dienen als Plattform für digitale Zusatzfunktionen, die über Jahre wiederkehrende Umsätze generieren. Das Auto als Plattform beziehungsweise Dauer-Goldesel.

„Zusatzleistungen” bei Mercedes, Tesla & Co.

Bieten auch andere Hersteller digitale Zusatzleistungen an?
Ja, beispielsweise Mercedes und Tesla bieten Funktionen wie Leistungs-Upgrades oder Fahrassistenzsoftware gegen wiederkehrende Zahlungen an

Auch die Konkurrenz von VW setzt auf „Functions on Demand“: So bietet Mercedes-Benz für ausgewählte EQ-Modelle Leistungs-Upgrades im Abo an, während Tesla bereits seit geraumer Zeit seine Fahrassistenzsoftware „Full Self-Driving“ gegen wiederkehrende Zahlungen freischaltet.

Allerdings stößt nicht jede digital buchbare Zusatzleistung auf Zustimmung. So stoppte BMW die nachträgliche Aktivierung einer bereits verbauten Sitzheizung, nachdem das Angebot bei Kunden auf massive Kritik gestoßen war.

Autokäufer mehrheitlich dagegen

Wie stehen Autofahrer zu Functions on Demand?
Laut einer Umfrage lehnen 59 Prozent der Befragten Autofahrer die bezahlten Zusatzfunktionen ab.

Die Versprechen der Hersteller sind nicht aus der Luft gegriffen, zumindest was die Bequemlichkeit der Nachrüstung aus der Ferne angeht. Wer für ein bestimmtes Reiseziel oder eine Urlaubsfahrt eine bestimmte Funktion oder mehr Leistung benötigt, kann dies mit der App tun, ohne in eine Werkstatt fahren zu müssen. Zudem lässt sich das Upgrade auch zeitlich begrenzen.

Auf der anderen Seite müssen Kunden nun für Funktionen in die Tasche greifen, die früher zum Standard gehörten. Aus Sicht von Kritikern werden Autofahrer so immer wieder erneut zur Kasse gebeten und geben ein gutes Stück Kontrolle über ihr Fahrzeug ab. Eine Umfrage von leasingmarkt.de zeigt: Rund 59 Prozent der Befragten lehnen die sogenannten „Funktionen auf Abruf“ ab.

Quelle: t3n.de

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