das Wichtigste zuerst
- Systematische Fehlmessungen: Ein jahrelanger Software-Bug bei den „Smart Motorways“ führte dazu, dass zehntausende unschuldige Autofahrer in England fälschlicherweise geblitzt wurden.
- Massive Rückabwicklung: Über 36.000 Verfahren wurden gestoppt und die zu Unrecht belasteten Punktekonten bereinigt.
- Software-Fehler: Die Technik arbeitete wegen eines defekten Updates nicht synchron, sodass Kameras ein altes Limit durchsetzten, während die Schilderbrücken bereits ein höheres Tempo erlaubten.
- Ruinierte Existenzen: Die Wut der Betroffenen ist groß, da viele durch die unberechtigten Bußgelder und Punkte nicht nur hohe Summen zahlten, sondern teilweise sogar ihre Arbeitsplätze verloren.
- Deutschland: Auch hier passieren oft Messfehler, doch die spezifischen Synchronisationsprobleme aus England werden durch PTB-Vorgaben und Beweisfotos der Schilderbrücken technisch fast unmöglich gemacht.

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Massen-Panne bei der Verkehrsüberwachung: Über 36.000 Verfahren gestoppt
Die britischen „Smart Motorways” nutzen digital vernetzte Schilderbrücken, um das Tempo auf bestimmten Autobahnabschnitten automatisch zu regeln und den Seitenstreifen freizugeben. Eine Technik, die eigentlich für mehr Sicherheit und weniger Staus sorgen soll.
Aufgrund technischer Pannen bei dieser automatisierten Verkehrsregelung haben jedoch zehntausende unschuldige Fahrer in England teure Bußgeldbescheide erhalten. Laut aktuellen Berichten wurden infolgedessen bereits über 36.000 Verfahren eingestellt oder die Bußgelder erstattet.
Millionen-Entschädigungen und Punkte-Löschung für ungerechtfertigt Geblitzte
Auch die Bereinigung der Punktekonten der Betroffenen infolge des Blitzer-Desasters wurde bereits in Angriff genommen. Diese werden bei der britischen Zulassungsstelle DVLA (Driver and Vehicle Licensing Agency) gespeichert und natürlich nicht, wie hier in Flensburg.
Die Rückzahlungen der Bußgelder orientierten sich an der Höhe der ursprünglichen Strafen und sollen bis zu 3.000 Euro betragen. Die Polizei hat sämtliche Autofahrer mit Tempoverstößen seit Anfang 2021 für eine direkte Kontaktaufnahme vorgemerkt.
Eine Prüfung durch National Highways, das britische Pendant zur Autobahn GmbH, hat bei 2.656 Messungen zweifelsfreie technische Mängel festgestellt. Viele Opfer haben durch die falschen Vorwürfe ihren Arbeitsplatz verloren oder mussten massiv gestiegene Versicherungstarife bezahlen.
Technischer Hintergrund der Fehlmessungen
Nach der Behebung des gravierenden Software-Fehlers arbeiten die Kamerasysteme auf den Smart Motorways wieder korrekt. Die fehlerhafte Synchronisation zwischen den Schilderbrücken und den Messgeräten wurde durch das Beheben eines vor vier Jahren fehlgeschlagenen Software-Updates korrigiert.
Zuvor kam es regelmäßig zu Fehlmessungen, da die Kameras erst zehn Sekunden nach einer Signaländerung reagierten. In dieser kurzen Spanne wurden Fahrzeuge mit 80 km/h erfasst, während das System intern noch auf 64 km/h eingestellt war. Die Abweichung fiel über mehrere Jahre nicht auf.
Betroffen sind insgesamt 154 Kameras des Typs HADECS 3. Damit machen diese Geräte rund 38 Prozent der stationären Geschwindigkeitsmesser auf den britischen Autobahnen und Fernstraßen aus.
Behörden stoppen variable Verkehrsüberwachung
Das britische Verkehrsministerium sieht die allgemeine Verkehrssicherheit trotz der Softwareprobleme nicht gefährdet. Zur Qualitätssicherung wurde die automatische Überwachung der variablen Zonen jedoch landesweit gestoppt. Die Systeme gehen erst nach einem neuen Datenabgleich wieder in den regulären Betrieb.
Zukünftig werden Bußgelder nur noch verarbeitet, wenn die Übereinstimmung von Anzeige und Messgerät zweifelsfrei feststeht. An der Durchsetzung der allgemeinen Höchstgeschwindigkeit von 113 km/h ändert dieser Schritt nichts.
Könnte das auch in Deutschland passieren?
In Deutschland ist ein solcher Software-Fehler aufgrund strenger Zulassungsverfahren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und gesetzlich vorgeschriebener Karenzzeiten bei Tempolimit-Änderungen eher unwahrscheinlich. Die Messgeräte schalten hierzulande erst mit einer Sicherheitsverzögerung um und sind oft direkt mit der Anzeige vernetzt, statt diese nur optisch zu überwachen.
Zudem dokumentieren viele deutsche Blitzer den Status der Schilderbrücke zur Beweissicherung direkt auf dem Blitzer-Foto. Sollten dennoch Zweifel bestehen, können Betroffene die Richtigkeit der Messung heutzutage über die Einsicht in die Rohmessdaten anfechten.
Stand & Quellen
Stand: 18.12.2025
Auto motor und sport: Radarfallen messen falsch
The Guardian: Thousands of speeding fines could be cancelled
Auto Express: Thousands wrongly fined after smart motorway camera delay
Yahoo UK: Thousands of drivers wrongly fined since 2021
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