Adblue: Der Schadstoffkiller für Dieselmotoren

04.09.2025 - 7 min Lesezeit

Funktionsweise, Kosten und Handhabung der Katalysatorflüssigkeit

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Art Zaubertrank, der einen Großteil der Schadstoffe aus Dieselmotoren in harmlose Substanzen verwandelt. Klingt zu gut, um wahr zu sein, ist aber schon seit den 2000er-Jahren Realität. AdBlue, eine flüssige Harnstofflösung, wird bei bestimmten Dieselfahrzeugen in den Auspuff eingespritzt und hilft, schädliche Abgase deutlich zu reduzieren. Wie das genau funktioniert und warum Morgenurin kein gleichwertiger Ersatz dafür ist, lesen Sie hier.

Es sind ein Diesel- und ein AdBlue-Tankverschluss zu sehen.

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Wie AdBlue Dieselmotoren sauberer macht

Wie reduziert AdBlue die Abgase von Dieselmotoren?
AdBlue wird in den Abgasstrom eingespritzt, wo es im SCR-Katalysator schädliche Stickoxide in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf umwandelt.

Auch wenn der Name etwas anderes suggeriert: AdBlue ist im Prinzip nichts anderes als eine farblose und geruchlose Flüssigkeit, die hauptsächlich aus Wasser und Harnstoff besteht. Seit Mitte der 2000er Jahre wird sie in Dieselfahrzeugen zur Reduktion schädlicher Emissionen eingesetzt.

Dazu wird die Lösung direkt in den Abgasstrom eingespritzt. Im sogenannten SCR-Katalysator („Selective Catalytic Reduction“ oder deutsch: selektive katalytische Reduktion) löst es eine chemische Reaktion aus, die schädliche Stickoxide in harmlose Stoffe wie einfachen Stickstoff (N₂) und Wasserdampf umwandelt.

Zusammensetzung und chemische Eigenschaften

Woraus besteht AdBlue?
AdBlue (AUS 32) besteht zu 32,5 Prozent aus synthetischem Harnstoff.

Der vom Verband der Automobilindustrie (VDA) geschützte Handelsname von AdBlue lautet AUS 32, seine chemische Formel ist H₂N-CO-NH₂. Der Harnstoffanteil beträgt in der Regel 32,5 Prozent und wird synthetisch hergestellt. Er ist chemisch identisch mit dem Harnstoff im menschlichen Urin, jedoch vollkommen rein und frei von biologischen Bestandteilen.

Warum SCR-Diesel AdBlue brauchen

Was sind die Vorteile von AdBlue?
AdBlue reduziert Schadstoffemissionen und ermöglicht so die Einhaltung von Abgasnormen wie Euro 6.

Die positiven Effekte der Zugabe dieses Gemisches betreffen vor allem die Abgase: Durch die chemische Reaktion werden die für Mensch und Umwelt toxischen Stickoxide darin deutlich verringert. So können moderne Dieselfahrzeuge die strengen Abgasnormen der Euro-6-Regelung, zu denen auch Höchstgrenzen für Stickoxide gehören, einhalten. AdBlue ist jedoch kein Kraftstoffzusatz, sondern wird in einen separaten Tank gefüllt.

Fassungsvermögen der Tanks

Wie groß sind die AdBlue-Tanks in Fahrzeugen?
Je nach Fahrzeugtyp fassen AdBlue-Tanks acht bis über 100 Liter.

Die AdBlue-Tanks aktueller Fahrzeuge mit SCR-System haben je nach Fahrzeugtyp ein Fassungsvermögen von etwa acht bis 33 Litern. Bei den meisten Pkw liegt das Fassungsvermögen zwischen acht und 20 Litern, während Transporter und leichte Nutzfahrzeuge meist 15 bis 25 Liter fassen. Lkw und Busse verfügen dagegen oft über deutlich größere Tanks von 30 Litern bis weit über 100 Litern, um längere Strecken ohne Nachfüllen zurücklegen zu können.

So oft muss AdBlue nachgefüllt werden

Wie oft muss AdBlue nachgefüllt werden?
Je nach Fahrzeug und Fahrweise etwa alle 5.000 bis 15.000 Kilometer.

Der Verbrauch der farblosen Flüssigkeit liegt in der Regel bei etwa drei bis fünf Prozent des Dieselverbrauchs. Je nach Fahrzeug, Abgassystem und Einsatzbedingungen muss der Tank daher ungefähr alle 5.000 bis 15.000 Kilometer nachgefüllt werden. Detaillierte Informationen hierzu finden sich in der Regel in der Betriebsanleitung.

Im besten Falle haben die Fahrzeughersteller die Größe des Tanks so bemessen, dass ein Nachfüllen im Rahmen regelmäßiger Inspektionen in der Werkstatt abgedeckt werden kann. Wie oft das Nachfüllen tatsächlich nötig ist, hängt aber auch stark von der Fahrweise ab.

So erkennen Sie den Füllstand Ihres AdBlue-Tanks

Wie erkennt man, dass man AdBlue nachfüllen muss?
Moderne Fahrzeuge zeigen den Stand im Armaturenbrett oder Bordcomputer an und warnen meist bei etwa 2.000 – 2.400 km Restreichweite.

Moderne Dieselfahrzeuge mit SCR-System verfügen üblicherweise über ein Füllstand-Kontrollsystem. Dieses misst den AdBlue-Stand im Tank und zeigt ihn dem Fahrer auf dem Armaturenbrett oder dem Bordcomputer an, in der Regel als Balkenanzeige, die durch die verbleibende Restreichweite in Kilometern ergänzt wird. Sobald der Vorrat zur Neige geht, wird der Fahrer frühzeitig gewarnt, meist ab einer Restreichweite zwischen 2.000 und 2.400 Kilometern.

Wird die Harnstofflösung trotz Warnhinweisen nicht rechtzeitig nachgefüllt, lässt die Motorsteuerung den Motor bei leerem Tank nicht mehr starten. Eine Maßnahme, die dem Umweltschutz dienen und sicherstellen soll, dass die gesetzlichen Abgasgrenzwerte eingehalten werden.

Verfügbarkeit von AdBlue

Wo kann man AdBlue kaufen?
AdBlue gibt es an Tankstellen, in Werkstätten, Autohäusern und Supermärkten.

AdBlue ist heute weit verbreitet und lässt sich vielerorts käuflich erwerben. Große Tankstellen, insbesondere an Autobahnen und Diesel-Stationen, bieten es entweder an Zapfsäulen oder in Kanistern mit 5 bis 10 Litern Inhalt an. Auch Autohäuser, Werkstätten und sogar Discount-Supermärkte sind typische Anlaufstellen.

Wichtig ist, dabei nur qualitativ geprüftes AdBlue (DIN 70070/AUS 32) zu verwenden, da nur diese Zusammensetzung für SCR-Systeme geeignet ist. Selbst gemischter Harnstoff oder Haushaltschemikalien können den Katalysator beschädigen.

Kosten und Preisschwankungen

Wie viel kostet AdBlue?
AdBlue kostet aktuell 1-1,50 € pro Liter an der Zapfsäule, Kanister bis 2 € (Stand August 2025).

Der Preis für AdBlue variiert je nach Region, Anbieter, Verkaufsort und Gebindegröße. Derzeit (Stand: August 2025) liegt der Preis an Tankstellen bei etwa einem bis 1,50 Euro pro Liter. Wird die Flüssigkeit in Kanistern gekauft und nicht an der Zapfsäule, kann der Literpreis auch bis zu zwei Euro betragen. Für größere Gebinde wie 20-Liter-Kanister liegen die Preise jedoch eher bei etwas mehr als einem Euro pro Liter.

Einer der größten Hersteller hat seine Produktion bereits gedrosselt, unter anderem, weil die Gaspreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stark angestiegen sind und eine kostendeckende Produktion so nicht mehr möglich war. Steigende Energiekosten verteuern somit auch die Herstellung von AdBlue, was sich direkt auf die Verkaufspreise auswirkt.

Wie man AdBlue selbst nachfüllt

Wenn die AdBlue-Warnung erscheint, muss man nicht unbedingt in die Werkstatt. Wer selbst Hand anlegt, sollte allerdings auf den sachgemäßen Umgang mit der Harnstofflösung achten. Früher lag der dafür verwendete Einfüllstutzen oft im Kofferraum. Heute befindet er sich bei den meisten Modellen gut erreichbar neben dem Tankdeckel und ist in den meisten Fahrzeugen auch blau oder blau gekennzeichnet. Damit beim Nachtanken nichts schiefgeht, hier einige Tipps im Überblick:

  • Rechtzeitig handeln: Warnhinweise nicht ignorieren. Fahrzeuge starten bei komplett leerem AdBlue-Tank häufig nicht mehr.
  • Sorgfältig mit dem Gemisch umgehen: Harnstofflösung sauber handhaben. Verschütten vermeiden. Nur geeignete Behälter verwenden.
  • Sauber arbeiten: Schmutz und Fremdkörper vom Einfüllstutzen fernhalten, um Schäden an der Einspritz- und Abgasanlage zu verhindern.
  • Hautkontakt vermeiden: Die Lösung kann Haut und Augen reizen. Bei Berührung sofort mit viel Wasser abspülen.
  • Kennzeichnung beachten: Der korrekte Einfüllstutzen ist in den meisten Fahrzeugen blau oder mit blauem Ring markiert, um Verwechslungen mit Kraftstoff zu vermeiden.
  • Nachfüllhinweise beachten: Nur AdBlue verwenden, das den Herstellerangaben entspricht, und den Tank nicht überfüllen.
  • Haltbarkeit und Lagerbedingungen beachten: Kühl (−11 °C bis +30 °C), trocken und lichtgeschützt für etwa 12 Monate haltbar, Herstellungsdatum prüfen.

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