Funktionsweise, Messverfahren und Schwachstellen des Lichtschrankenblitzers
Sensoren, Kameras, Radar – die Technik hinter Geschwindigkeitsmessungen wirkt auf den ersten Blick objektiv und präzise. Doch im Verkehrsrecht entscheidet nicht nur das Messergebnis, sondern auch, ob das Verfahren gerichtsfest ist. Dies gilt auch für den Einseitensensor ESO ES 8.0, dessen Messergebnisse immer wieder aufgrund technischer oder formaler Mängel angezweifelt werden.

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So funktioniert die Messung mit dem Einseitensensor
Wie misst der Einseitensensor die Geschwindigkeit?
Er nutzt mehrere Lichtschranken auf einer Straßenseite und berechnet die Geschwindigkeit per Weg-Zeit-Formel aus dem Bruch der Lichtstrahlen.
Hinter der Bezeichnung ESO ES 8.0 verbirgt sich ein häufig eingesetztes Geschwindigkeitsmessgerät des Herstellers ESO GmbH. Der Zusatz ES steht für Einseitensensor und bezeichnet sowohl das Messprinzip als auch das Gerät, welches zur Erfassung der Geschwindigkeit lediglich an einer Seite der Fahrbahn aufgestellt wird.
Die Technik gehört zur Kategorie der Lichtschrankenblitzer und kommt vor allem bei mobilen, aber auch stationären Tempokontrollen zum Einsatz. Im Gegensatz zu Radar- oder Lasermessgeräten ermittelt der Einseitensensor die Geschwindigkeit eines Kfz, indem er die Zeitpunkte erfasst, zu denen das Fahrzeug mehrere quer über die Fahrbahn verlaufende Lichtstrahlen durchbricht.
Durchfährt ein Fahrzeug diese unsichtbaren Barrieren, registrieren die Sensoren des Blitzers die Helligkeitsänderungen. Aus dem zeitlichen Abstand, in dem die einzelnen Schranken durchbrochen werden, errechnet das Gerät anhand einer einfachen Weg-Zeit-Formel die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
Typischer Aufbau
Wie ist ein Einseitensensor-Blitzer typischerweise aufgebaut?
Das Gerät steht seitlich zur Fahrbahn auf einem Stativ, nutzt fünf optische Sensoren und eine separate Blitzer-Einheit, die per WLAN verbunden ist.
In der Regel wird das System einseitig auf einem Stativ sowie seitlich zur Fahrbahn aufgebaut. Die Sensoren sind dabei leicht schräg ausgerichtet, um die Fahrspuren präzise erfassen zu können. Ein exakter Aufbauwinkel ist wichtig, da schon kleine Abweichungen das Messergebnis beeinflussen können.
Bei Bedarf lässt sich das Gerät auch in einem speziellen Schutzgehäuse unterbringen und eignet sich somit auch für den stationären Betrieb. Es besteht aus einem Basissystem, das einen Sensorkopf mit fünf optischen Sensoren sowie eine separat aufstellbare Blitzer-Einheit umfasst. Beide Einheiten kommunizieren via verschlüsselter WLAN-Verbindung.
Sensoren messen Tempo und Abstände
Was messen die Sensoren des ESO ES 8.0 und wie funktioniert die Auslösung?
Drei Sensoren messen die Geschwindigkeit, zwei den Seitenabstand. Bei Tempoüberschreitung löst ein separater Blitzer aus und dokumentiert Fahrzeug, Fahrer und Messdaten.
Drei der Sensoren dienen der Geschwindigkeitsbestimmung, während die anderen beiden den Seitenabstand erfassen. Dieser Abstandswert ist wichtig, um Messungen nebeneinander fahrender Fahrzeuge korrekt zuzuordnen.
Eine Besonderheit des ESO ES 8.0 besteht darin, dass seine Lichtschranken bis zu vier Fahrspuren gleichzeitig abdecken und überwachen können. Zudem kann das System mithilfe der Abstandsmessung feststellen, auf welcher der erfassten Fahrbahnen sich das anvisierte und gemessene Kraftfahrzeug befindet.
Wird die Höchstgeschwindigkeit überschritten, löst ein zusätzlich neben der Fahrbahn aufgestellter Blitzer aus. Im digitalen Blitzer-Foto zur Identifikation von Fahrer und Kennzeichen werden der genaue Messzeitpunkt (Datum und Uhrzeit) sowie die Umstände der Messung dokumentiert.
Messfehler und Ungenauigkeiten
Können beim ESO ES 8.0 Messfehler auftreten?
Ja. Gerichte haben mehrfach entschieden, dass Messungen ungültig sind, wenn beispielsweise Kamera oder Sensor nicht korrekt positioniert oder geeicht wurden.
Diverse Gerichtsurteile haben sich mit dem Messverfahren des ESO ES 8.0 beschäftigt und bestätigen, dass nicht jede Messung gerichtsfest ist. So hob das Oberlandesgericht Dresden mit Beschluss vom 16. März 2021 (22 Ss 809/20) ein Urteil auf, da bei der Bedienung des Geräts die Herstellerangaben zur Positionierung der Kameraeinheit missachtet wurden. Die sogenannte „Eichkammerung“, also die korrekte Ausrichtung gemäß Gebrauchsanweisung, war nicht erfolgt.
In einem weiteren Fall aus dem Jahr 2018 (2 Ss OWi 1703/17) bemängelte das Oberlandesgericht Bamberg, dass nicht nur der Einseitensensor selbst, sondern insbesondere die separat installierte Kameraeinheit nicht ordnungsgemäß geeicht und verkabelt war. Dies sei ein Verstoß gegen die Vorgaben der Bedienungsanleitung. Dadurch war das Verfahren nicht standardisiert und somit nicht verwertbar.
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Typische Fehlerquellen beim ESO ES 8.0
Die Erfahrung aus der Rechtsprechung zeigt, dass auch bei Tempomessungen mit dem Einseitensensor vieles schiefgehen kann. Gerade beim ESO ES 8.0 wird daher besonders genau hingeschaut. Ob Aufbaufehler, fehlende Einweisungen des Bedienpersonals oder unvollständige Dokumentation, selbst kleine Abweichungen können das Messergebnis unbrauchbar machen. Hier ein Überblick der typischen Fehler.
- Fehlerhafte Ausrichtung des Geräts:
Eine nicht vorschriftsmäßige Aufstellung oder Anwendung des Geräts kann zu verfälschten Messergebnissen führen. - Mehrfacherfassungen und Objektverwechslungen bei dichtem Verkehr:
Bei hohem Verkehrsaufkommen können benachbarte Fahrzeuge fälschlicherweise erfasst werden. - Falsche Zuordnung von Tempo zu Foto:
Fehler bei der Zuordnung der Blitzer-Fotos zu den Messergebnissen können die Beweiskraft relativieren. - Unzureichende oder fehlende Kalibrierung/Eichung des Messgeräts:
Ein nicht ordnungsgemäß geeichtes Gerät führt zu fehlerhaften Messungen. - Mangelnde Transparenz und Dokumentation der Auswertesoftware und Rohdaten:
Fehlende oder unvollständige Dokumentation erschwert die Nachvollziehbarkeit der Messergebnisse. - Ungültige oder unvollständige Messprotokolle:
Unvollständige oder fehlerhafte Messprotokolle können die Beweiskraft der Messung beeinträchtigen. - Fehlende Einweisung:
Das Messpersonal verfügte nicht über die erforderliche Schulung für den sachgemäßen Einsatz des Blitzers. - Störungen durch Spiegelungen, Reflexionen oder verdeckte Hindernisse:
Externe Lichtquellen oder Hindernisse können das Ergebnis negativ beeinflussen.
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